Zusammenarbeit erleben im „Open Space“
Die Qualität von Kliniken ist in der aktuellen Debatte um die Fortentwicklung des Gesundheitswesens ein großes Thema. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will die Leistungen der Kliniken und deren Qualität auf einem Internet-Portal veröffentlichen. Ob das hilft, auch die Behandlung der Patienten zu verbessern?
Die entscheidende Frage: Wie lässt sich die Qualität von Kliniken fördern und entwickeln? Für den Reha-Bereich haben Forscher:innen umfassend belegt, dass eine interprofessionelle Zusammenarbeit in Klinik-Teams auch die Qualität der Behandlung stärkt. In vielen Reha-Kolloquien, über die ich als Journalistin berichtet habe, war dies ein Thema. Beispielsweise hat Professor Torsten Meyer von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat unter dem Titel „Merkmale einer erfolgreichen Reha-Einrichtung“ (MeeR) sechs Reha-Kliniken in einer jeweils einwöchigen Visitation besucht, kennengelernt und miteinander verglichen. Am Ende des Forschungsvorhabens zeigte sich: Die erfolgreicheren Kliniken haben konsequent die Zusammenarbeit in Reha-Teams gefördert. Dass in vielen Gesundheitseinrichtungen die Teamarbeit noch nicht selbstverständlich ist, hatte auch Dr. Mirjam Körner, mittlerweile Leiterin des Kompetenzzentrums Interprofessionalität in Freiburg, in einer ihrer Studie herausgefunden. Demnach gab es in vielen Klinikteams wenig Bemühen, die Sichtweise der anderen Berufsgruppe zu verstehen. Ihre Empfehlung: Teams sollten systematisch dabei unterstützt werden, ein gemeinsames Aufgabenverständnis zu entwickeln.
Warum erzähle ich das hier? Weil ich im Laufe meiner Beschäftigung mit Gesundheit und Organisationen das Format „Open Space“ kennengelernt habe. Das Verfahren kann auf einfache Art zu mehr Zusammenarbeit und Austausch inspirieren. Denn in einem „Open Space“ sind alle Versammelten eingeladen, sich mit ihren Themen, ihrer Leidenschaft einzubringen. Jede und jeder darf mitreden. Das wirkt.
Wie funktioniert das genau? „Die da sind, sind die genau die Richtigen“, heißt es. Es sind wenige Prinzipien und ein „Gesetz“, die den Rahmen für den Austausch setzen, dazu eine gute Vorbereitung und viel Moderationserfahrung. Vor gut zehn Jahren habe ich die wunderbaren Kolleg:innen von der Genossenschaft „boscop“ kennengelernt. Seit 2004 arbeitet „boscop“ mit „Open Space“ und ähnlichen Methoden – inzwischen haben sie einen Erfahrungsschatz aus mehreren hundert Veranstaltungen und Prozessbegleitungen gesammelt. Das Gute aktuell ist: „Open Space“ kann vom 18.-21. Oktober 2023 in Berlin erlebt werden – und zwar beim „World Open Space on Open Space 2023“. Aus aller Welt kommen hier Menschen zusammen, um sich im „Open Space“ auszutauschen. Ein wunderbarer Einstieg für alle, die sich in ihren Berufsfeldern für mehr Zusammenarbeit einsetzen und sich inspirieren lassen wollen. Auch Profis aus dem Gesundheitswesen sind herzlich willkommen. 😉