Therapie im Seniorenheim – fordern oder anbieten?
Manches muss man einfach machen und nicht lange darüber reden. So wie Friedrich Gocht. Der niedergelassene Psychotherapeut betreut und therapiert Seniorinnen und Senioren in Tübingen. Schon seit einigen Jahren. Jetzt hat Anfang Juni Gochts Berufsverband, die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung, zu einem Symposium nach Berlin eingeladen – das Thema „Psychotherapie in einer älter werdenden Gesellschaft“ – und forderte andere Rahmenbedingungen für die Behandlung von Seniorinnen und Senioren. Zum Beispiel mehr Therapieplätze im ländlichen Raum. Zum Beispiel eine andere Finanzierung, damit Therapeuten für die Behandlung älterer Patienten auch angemessen honoriert werden. Zum Beispiel eine intensivere Forschung, um Alterserscheinungen von behandlungsbedürftigen Erkrankungen eindeutig abgrenzen zu können. Nachvollziehbare Forderungen sicherlich. Nur viele der älteren Patienten können nicht warten, bis sich die politischen Rahmenbedingungen verändern und Finanzen gerechter verteilt werden. Friedrich Gocht macht vor, was in der Versorgung bereits geht. Er ist jede Woche drei Stunden vor Ort im Seniorenheim und begleitet jene, die über Depressionen, Schmerz oder posttraumatische Belastungsstörungen endlich sprechen wollen. Eine Freundin hatte ihn vor Jahren angefragt, ob er eine ältere Angehörige begleiten würde, die zusehends in eine psychische Krise geriet. Gocht hat sich zum Handeln entschieden und das herausgeholt, was jetzt schon möglich ist – zum Wohle der älteren Patienten. So entstand der psychotherapeutische Hausbesuch im Tübinger Seniorenheim! Eine klasse Idee!