Die eigene Handschrift als Werkzeug und Kunstwerk
„Soll ich den Textentwurf wirklich mit der Hand schreiben?“ Die Teilnehmerin unseres Seminars „Texte einfach und verständlich schreiben“ staunte über unsere Aufforderung. Der PC ist für sie – wie für viele andere – längst das selbstverständliche Handwerkszeug. Zu Übungszwecken aber, so unsere Erfahrung als Trainerinnen, ist es immer wieder mal gut, seine Gedanken mit dem Stift zu formulieren. Das Sammeln von Ideen und das Entwickeln von Texten verläuft einfach anders, meist sogar flüssiger als mit der Tastatur und mit dem Blick auf den Bildschirm. Nach der ersten Schreibübung war unsere Teilnehmerin wieder überrascht: „Mit der Hand zu schreiben kann richtig Spaß machen!“
Dass Handschriftliches auch in der öffentlichen Kommunikation einen eigenen, ganz besonderen Wert hat, erfuhr ich wenige Tage später über den Newsletter des Journalistenverbandes. Dort wurde auf die Zeitung „The Musalman“ aus Chennai in Indien verwiesen. Sechs Mitarbeiter, darunter vier Kaligrafen, schreiben täglich vier Seiten aktueller Nachrichten aus Politik, Kultur und Sport in kunstvoller Handschrift – und das seit Gründung der Zeitung im Jahr 1927! Die handgeschriebene Zeitung wird anschließend gedruckt und in einer Auflage von 23.000 Stück vertrieben. Ishani K. Dutta, eine indische Regisseurin, erzählt in einem Kurzfilm die beeindruckende Geschichte der Zeitung. Die Zuschauer erfahren dabei auch viel darüber, mit wie viel Herzblut die Kaligrafen arbeiten. Es ist ein toller, sehenswerter Film – schauen Sie selbst! Hier ist der Link!