Damit Armut nicht die Chancen einschränkt
Jedes vierte Berliner Kind lebte im Jahr 2022 in einer Familien, die auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen ist. Dass das Geld knapp, ist nicht die einzige Sorge der Betroffenen. Wer wenig Geld auf dem Konto oder in der Geldbörse hat und zudem kaum Chancen sieht, seine Lage zu verändern, bleibt auch in anderen Lebenslagen auf der Seite der Ausgeschlossenen. Es kann an der Kleidung sichtbar werden, bei der Auswahl der Hobbies, in schwierigen Bildungsverläufen, an der begrenzten Mobilität. Es belastet die eigene physische wie mentale Gesundheit und mindert das Zutrauen in das eigene Leben. Zudem: Wer Armut in seiner Kindheit und Jugend erfährt, hat ein großes Risiko, auch im Erwachsenenalter sozial benachteiligt zu sein und prekär zu leben.
Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hatte mich 2023 beauftragt, zu diesem Thema einen Leitfaden zu erstellen: Der fachliche Austausch in der AG „Strategieumsetzung konkret“, die die Landeskommission zur Prävention von Familien- und Kinderarmut initiiert hatte, war die Basis dafür. Vertreter:innen von verschiedenen Berliner Trägern haben darin aus der Praxis berichtet und Ideen gesammelt, wie Kinder und Jugendliche, die von Armut betroffen sind, besser eingebunden werden. Der Leitfaden konzentriert sich auf das armutssensible Handeln in den Bereichen Sport, Freizeit und kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche. Meine Aufgabe war es, die geäußerten Erfahrungen aus der Praxis aufzuarbeiten, die Informationen zu gliedern und schließlich in einer anschauliche Sprache zu verschriftlichen. Der jetzt vorliegende Leitfaden richtet sich an Fachkräfte, die direkt mit Kindern und Jugendlichen und/ oder ihren Familien arbeiten. Sie sollen dabei unterstützt werden, ihre Angebote armutssensibel zu planen und umzusetzen. Anhand von praxisnahen Tipps und Ideen wird vermittelt, wie dies gelingen kann. Beispiele guter Praxis veranschaulichen die jeweiligen Aussagen. Das übergeordnete Ziel: Armutsbetroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien sollen künftig von der bestehenden Angebotslandschaft in Berlin stärker profitieren.
Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle der Landeskommission zur Prävention von Kinder- und Familienarmut in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie war sehr gut, konstruktiv und freudig – trotz des schwierigen Themas. Ich freue mich, dass der Leitfaden mit dem Titel „Angebote für Kinder und Jugendliche armutssensibel planen und umsetzen“ jetzt auch auf der Website der Senatsverwaltung heruntergeladen werden kann.